Hallo liebe Familie, Freunde, Bekannte, Blogleser.
Ich bin immer noch geschockt. Gestern kam ich nichtsahnend auf den Compound vom Red Cross Office spaziert, als ich schon einige Freiwillige abfahrtsbereit mit Red-Cross-Jacke gesehen habe. Anweisung vom Chef: „Sobald jemand hier ankommt, soll er/ sie sofort eine Red-Cross-Jacke anziehen.“
Warum? Vergangenen Samstag ist ein Mitglied vom Rot-Kreuz Vorstand gestorben, nun muss das Rote Kreuz natürlich jede mögliche Hilfe leisten. Mit einem Pick-Up wurden Stühle und Zelte zum Ort der Bestattung transportiert, in den anderen Pick-Up quetschten sich die Freiwilligen. Mit angewinkelten Beinen saß ich hinten im Laderaum des Pick-Ups, da die Strecke jedoch nur kurz war, war es nicht sehr schlimm. Es gibt zwar Friedhöfe in Uganda, ich habe jedoch bisher noch nicht ganz herausbekommen, in welchem Fall jemand auf dem Friedhof begraben wird. Jedenfalls ist es in Uganda üblich, dass der Familienangehörige auf dem Grundstück des Hauses beerdigt wird.
Als wir alle angekommen sind, wurde mir erst einmal bewusst, dass es nun wohl das erste Mal sein würde, das ich eine Leiche sehe, da hier der Sarg bis zur Bestattung geöffnet bleibt.
Ich kannte die Frau nicht persönlich, daher hätte sie für mich auch wie eine friedlich Schlafende aussehen können, wäre da nicht Watte in Mund und Nasenlöcher gewesen, gegen das Austreten von Flüssigkeiten. Angehörige gehen nacheinander zum Sarg um sich zu verabschieden. Geweint wird nicht, es wird geschrien.
Wir hatten schon öfter nachfragt, was denn die Ursache für den Tod war. Als Antwort bekam man immer nur `She was sick‘. Damit geben sich die Ugander zufrieden, doch wir wollten natürlich mehr wissen. Bei einer von acht langen Reden während der Bestattungsfeier wurde dann doch einmal genauer auf die Krankheit eingegangen, so wie es aussieht wusste jedoch keiner so genau, was das eigentlich für eine Krankheit war. Sie konnte seit einem Monat nicht mehr unterrichten, sondern war im Krankenhaus. Krank war sie schon seit 2010. Man nennt es eine On-Off Krankheit. Schlussendlich hing sie an einem Beatmungsgerät, mit der Aussicht auf eine Besserung, vorerst. Jetzt könnt ihr sicherlich schon ahnen, was ich erzähle.
Mal wieder Stromausfall in Uganda. Beatmungsgeräte natürlich ausgegangen. Tot.
Und mal wieder ein Grund, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn man sich aufregt, dass der Akku vom Laptop leer ist und man seiner Facebook-Sucht nicht nachgehen kann.
Was ist sonst noch in der nahen Vergangenheit passiert?
In Uganda laufen derzeit Bewerbungsgespräche, an denen alle Red-Cross- Members teilnehmen können (natürlich gibt es mehrere Bedingungen) um für knappe zwei Monate nach Belgien oder nach Dänemark entsendet zu werden. Erst werden Freiwillige aus einer Branch ausgewählt (wie Busia, Mbale, Kumi, etc.), sind sie eine Runde weitergekommen, wird man von der Reginal Branch ausgewählt (Ostuganda), da Mbale die Reginal Branch ist, fanden die Bewerbungsgespräche hier in Mbale statt.
Ich fragte, ob es okay sei, wenn ich bei den Bewerbungsgesprächen für Mbale Branch dabei sein dürfe. Es war okay.
Es gab gerade mal vier Bewerber, die ins Rennen für Mbale Branch antraten. Zwei Männer, zwei Frauen. Ausgewählt wird eine Frau, ein Mann.
Bei den ersten zwei Bewerbern, saß ich nur dabei, hab mir alles angehört, mir meinen Teil gedacht.
Eine der beste Fragen fande ich ja „Wie lautet die Tastenkombination auf der Tastatur eines Computers, um etwas auszudrucken?“ Was zur Hölle? Was machen denn solche Fragen für einen Sinn, bei einem Auswahlgespräch für einen Austausch ins Ausland?
Natürlich konnte ich nichts sagen, da ich ja nicht in der Position bin zu sagen, wie so etwas gemacht werden soll, trotzdem haben sie mich dann nach dem zweiten Bewerber gefragt, was ich denn davon halte, wie die Gespräche laufen. Dann habe ich meine Meinung gesagt, dass ich ehrlich gesagt ziemlich viele Fragen für nicht gerade sinnvoll halte und dass wichtige, aber trotzdem ganz banale Fragen wie „Wieso willst du denn mit dem Roten Kreuz nach Europa?“ ausgelassen werden. Ziemlich süß fand ich das, als sie sich darüber einig wurden, dass meine Einwände durchaus von einer gewissen Wichtigkeit sind.
Also hatte ich bei den letzten zwei Bewerbern die Ehre auch Fragen zu stellen, dabei habe ich mich an mein Bewerbungsgespräch in Deutschland für Uganda erinnert.
Hey, wer kann schon behaupten mit 19 HINTER dem Tisch gesessen zu haben, ist doch sicherlich eine coole Abwechslung, wenn man mal bedenkt, dass ich sicherlich noch ziemlich oft in meinem Leben VOR dem Tisch sitze und zittern muss.
Freitag, vergangene Woche, habe ich mit der Kumi Branch zusammengearbeitet (nördlich von Mbale). Angesagt war es, 1000 Bäume an einer Schule zu pflanzen. Gesagt, getan. Sogar 1020.
Schmutzige Füße, Hände, Gesicht, einen saftigen Sonnenbrand und ein hungriger Magen, aber zufrieden. Die Bäume sollen der Schule als Einkommensquelle dienen, wenn sie dann iiiirgendwann einmal das Holz verkaufen können.
Zu guter Letzt hatte ich einen gemütlichen Abend mit Freiwilligen aus Dänemark und Deutschland, verbracht mit Pork essen und das sogenannte Local Brew zu trinken.
Das ist ein selbstgebrautes Bier, hergestellt in den Dörfern, die Zutaten unterscheiden sich von Region zu Region. Das Bier wird immer wieder mit heißem Wasser aufgegossen, schmeckt eher ziemlich eklig, sieht noch ekliger aus, hat einen seeeehr hohen Alkoholgehalt und ist verdammt billig(circa 80 Cent für eine Menge, die für 4 Personen ausreichend ist).
Verkörpert ungefähr genau das, wovor einen die Mütter warnen. Bisher hat sich noch kein Durchfall oder anderes gemeldet.
Liebe Grüße,
Victoria
Hier ein Bild aus dem Internet von dem selbstgebrauten Bier und die Art, wie man es trinkt:
Ich bin immer noch geschockt. Gestern kam ich nichtsahnend auf den Compound vom Red Cross Office spaziert, als ich schon einige Freiwillige abfahrtsbereit mit Red-Cross-Jacke gesehen habe. Anweisung vom Chef: „Sobald jemand hier ankommt, soll er/ sie sofort eine Red-Cross-Jacke anziehen.“
Warum? Vergangenen Samstag ist ein Mitglied vom Rot-Kreuz Vorstand gestorben, nun muss das Rote Kreuz natürlich jede mögliche Hilfe leisten. Mit einem Pick-Up wurden Stühle und Zelte zum Ort der Bestattung transportiert, in den anderen Pick-Up quetschten sich die Freiwilligen. Mit angewinkelten Beinen saß ich hinten im Laderaum des Pick-Ups, da die Strecke jedoch nur kurz war, war es nicht sehr schlimm. Es gibt zwar Friedhöfe in Uganda, ich habe jedoch bisher noch nicht ganz herausbekommen, in welchem Fall jemand auf dem Friedhof begraben wird. Jedenfalls ist es in Uganda üblich, dass der Familienangehörige auf dem Grundstück des Hauses beerdigt wird.
Als wir alle angekommen sind, wurde mir erst einmal bewusst, dass es nun wohl das erste Mal sein würde, das ich eine Leiche sehe, da hier der Sarg bis zur Bestattung geöffnet bleibt.
Ich kannte die Frau nicht persönlich, daher hätte sie für mich auch wie eine friedlich Schlafende aussehen können, wäre da nicht Watte in Mund und Nasenlöcher gewesen, gegen das Austreten von Flüssigkeiten. Angehörige gehen nacheinander zum Sarg um sich zu verabschieden. Geweint wird nicht, es wird geschrien.
Wir hatten schon öfter nachfragt, was denn die Ursache für den Tod war. Als Antwort bekam man immer nur `She was sick‘. Damit geben sich die Ugander zufrieden, doch wir wollten natürlich mehr wissen. Bei einer von acht langen Reden während der Bestattungsfeier wurde dann doch einmal genauer auf die Krankheit eingegangen, so wie es aussieht wusste jedoch keiner so genau, was das eigentlich für eine Krankheit war. Sie konnte seit einem Monat nicht mehr unterrichten, sondern war im Krankenhaus. Krank war sie schon seit 2010. Man nennt es eine On-Off Krankheit. Schlussendlich hing sie an einem Beatmungsgerät, mit der Aussicht auf eine Besserung, vorerst. Jetzt könnt ihr sicherlich schon ahnen, was ich erzähle.
Mal wieder Stromausfall in Uganda. Beatmungsgeräte natürlich ausgegangen. Tot.
Und mal wieder ein Grund, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn man sich aufregt, dass der Akku vom Laptop leer ist und man seiner Facebook-Sucht nicht nachgehen kann.
Was ist sonst noch in der nahen Vergangenheit passiert?
In Uganda laufen derzeit Bewerbungsgespräche, an denen alle Red-Cross- Members teilnehmen können (natürlich gibt es mehrere Bedingungen) um für knappe zwei Monate nach Belgien oder nach Dänemark entsendet zu werden. Erst werden Freiwillige aus einer Branch ausgewählt (wie Busia, Mbale, Kumi, etc.), sind sie eine Runde weitergekommen, wird man von der Reginal Branch ausgewählt (Ostuganda), da Mbale die Reginal Branch ist, fanden die Bewerbungsgespräche hier in Mbale statt.
Ich fragte, ob es okay sei, wenn ich bei den Bewerbungsgesprächen für Mbale Branch dabei sein dürfe. Es war okay.
Es gab gerade mal vier Bewerber, die ins Rennen für Mbale Branch antraten. Zwei Männer, zwei Frauen. Ausgewählt wird eine Frau, ein Mann.
Bei den ersten zwei Bewerbern, saß ich nur dabei, hab mir alles angehört, mir meinen Teil gedacht.
Eine der beste Fragen fande ich ja „Wie lautet die Tastenkombination auf der Tastatur eines Computers, um etwas auszudrucken?“ Was zur Hölle? Was machen denn solche Fragen für einen Sinn, bei einem Auswahlgespräch für einen Austausch ins Ausland?
Natürlich konnte ich nichts sagen, da ich ja nicht in der Position bin zu sagen, wie so etwas gemacht werden soll, trotzdem haben sie mich dann nach dem zweiten Bewerber gefragt, was ich denn davon halte, wie die Gespräche laufen. Dann habe ich meine Meinung gesagt, dass ich ehrlich gesagt ziemlich viele Fragen für nicht gerade sinnvoll halte und dass wichtige, aber trotzdem ganz banale Fragen wie „Wieso willst du denn mit dem Roten Kreuz nach Europa?“ ausgelassen werden. Ziemlich süß fand ich das, als sie sich darüber einig wurden, dass meine Einwände durchaus von einer gewissen Wichtigkeit sind.
Also hatte ich bei den letzten zwei Bewerbern die Ehre auch Fragen zu stellen, dabei habe ich mich an mein Bewerbungsgespräch in Deutschland für Uganda erinnert.
Hey, wer kann schon behaupten mit 19 HINTER dem Tisch gesessen zu haben, ist doch sicherlich eine coole Abwechslung, wenn man mal bedenkt, dass ich sicherlich noch ziemlich oft in meinem Leben VOR dem Tisch sitze und zittern muss.
Freitag, vergangene Woche, habe ich mit der Kumi Branch zusammengearbeitet (nördlich von Mbale). Angesagt war es, 1000 Bäume an einer Schule zu pflanzen. Gesagt, getan. Sogar 1020.
Schmutzige Füße, Hände, Gesicht, einen saftigen Sonnenbrand und ein hungriger Magen, aber zufrieden. Die Bäume sollen der Schule als Einkommensquelle dienen, wenn sie dann iiiirgendwann einmal das Holz verkaufen können.
Zu guter Letzt hatte ich einen gemütlichen Abend mit Freiwilligen aus Dänemark und Deutschland, verbracht mit Pork essen und das sogenannte Local Brew zu trinken.
Das ist ein selbstgebrautes Bier, hergestellt in den Dörfern, die Zutaten unterscheiden sich von Region zu Region. Das Bier wird immer wieder mit heißem Wasser aufgegossen, schmeckt eher ziemlich eklig, sieht noch ekliger aus, hat einen seeeehr hohen Alkoholgehalt und ist verdammt billig(circa 80 Cent für eine Menge, die für 4 Personen ausreichend ist).
Verkörpert ungefähr genau das, wovor einen die Mütter warnen. Bisher hat sich noch kein Durchfall oder anderes gemeldet.
Liebe Grüße,
Victoria
Hier ein Bild aus dem Internet von dem selbstgebrauten Bier und die Art, wie man es trinkt:
Kind, du sollst das Zeug nicht trinken. Deine MA
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