Samstag, 16. März 2013

Mal wieder nix G’scheids im Kühlschrank?


Vor sieben Monaten hätte ich mich darüber echt aufgeregt, und wäre erst mal genervt.
Jetzt aber denke ich mir: Man wie cool, ein Kühlschrank! Und aha, wieso haben wir einen Kühlschrank? Genau, weil wir permanent Strom haben. Gekühlte Schokolade ist dann gegessen, erst einmal Hände waschen. Am Waschbecken? Klar, wo sonst.
Nun was das jetzt soll fragt ihr euch?
Simon und ich haben seit dem 7. Februar kein Strom mehr im Haus. Letzte Woche gab es ein starkes Unwetter hier in Busia, der Wassertank (500l) hinter unserem Haus ist abgestürzt. Das Wasser kommt zwar aus der Leitung, läuft aber über den Tank. Daraus folgt, seit letzter Woche haben wir auch kein fließend Wasser mehr im Haus. Das konnte allerdings schneller geregelt worden. Heute wurde hinterm Haus schon fleißig gewerkelt, morgen Mittag sollte das Wasser dann auch schon wieder da sein.
Es ist wirklich peinlich für das Rote Kreuz, dass es es nicht auf die Reihe bringt die Rechnungen zu zahlen (Strom, Wasser, Miete). Auch das Wasser hätte uns eigentlich schon abgestellt werden sollen, allerdings konnte das unser Landlord das verhindern. Auf der Straße würden wir auch schon sitzen, wären wir keine Muzungus (Weiße), wurde mir heute verkündet. Doch allerdings ist das eigentlich gar nicht die Schuld vom Roten Kreuz, sondern mal wieder die des alten Managers; die Geldgier.
Also ihr Lieben, haltet doch jetzt mal für ein paar Sekunden inne, macht euch klar, ihr sitzt gerade in einem Raum mit Beleuchtung und ihr könnt jederzeit eure Hände unter fließendes Wasser halten.
Ich sitze mit spärlicher Kerzenbeleuchtung im Wohnzimmer, bin froh, dass mein Akku vom Laptop noch fast voll ist. Trotzdem raschelt es ständig um mich herum, und ich will eigentlich gar nicht wissen, ob das jetzt Mäuse, Kakerlaken oder sonst was ist. In diesen Momenten freue ich mich wirklich sehr auf Deutschland (oder zumindest auf den Morgen, wenn es wieder freundlich hell wird).
Gestern bin ich aus Iganga zurückgekommen, dort habe ich meine Zeit mit einer kleinen Unterbrechung in Mbale, seit Freitag verbracht. Ich dachte mir, es ist doch jetzt mal Zeit für einen Branchexchange. Das bedeutet, dass ich eine Woche lang in der Red Cross Branch in Iganga mitgearbeitet habe und bei zwei anderen deutschen Mitfreiwilligen gewohnt habe.
Inhalte waren zum Beispiel ein Reproductive Health Workshop für Mädchen in den Klassen 5-7 (die Grundschule in Uganda geht bis zur siebten Klasse; bei diesem Workshop werden Fragen beantwortet wie zum Beispiel „Warum bekomme ich meine Tage?“, als Standard-Gesprächsthema gilt leider auch „Was soll ich tun, wenn mich mein Vater sexuell misshandelt?“), der Besuch von einem Heim für Straßenkinder, Dissemination (= Verbreitung der Rot-Kreuz Arbeit, Mitglieder werben), außerdem habe ich eine Vorlesung in einer Uni besucht.
Die Situation in der Branch dort lässt sich sehr klar von der in Busia unterscheiden. Es gibt mehrere Projekte, die vom Headquarter unterstützt werden. Es stehen Transportmittel zur Verfügung (sogar ein Landcruiser), die ugandischen Freiwilligen organisieren von sich aus Termine für Dissemination, außerdem gibt es mehrere Büroräume, ausgestattet mit Computern und vor allem Stromversorgung.
Heute in genau drei Monate geht mein Flieger zurück nach Deutschland?
Die Vorfreude ist defintiv da, zugleich graut es mir, das alles bald vorbei ist, denn darüber bin ich mir sicher, auch wenn man hier nicht im Stress ist, die Zeit  vergeht wie im Flug.

Gute Nacht,
Victoria

Auf diesem Bild seht ihr die Ehefrau von dem Nachtwächter von den deutschen Freiwilligen. Diese leben eher in ärmlichen Verhältnissen. Trotzdem wurden wir von ihnen zum Mittagessen eingeladen, wo es dann Reis mit lecker zubereitetem Kohl gab. Der Nachtwächter verdient für eine Schicht gerade mal 15.000 Uganda Schilling was gerade mal circa 4 Euro entspricht.

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