Donnerstag, 4. Oktober 2012

Fakten, oder zumindest Dinge, die ich als Fakten betrachte (aus den letzten beiden fast zwei Monaten)


* Will man die gewünschte Haltestelle im Taxipark in Kampala erreichen, so muss man die Angst ablegen von den Matatus (Großraumtaxis)zerquetscht zu werden.

* Chapati (Brotfladen) sind richtig lecker und einer der Basismahlzeiten in Uganda. Impotiert aus dem asiatischen Bereich. Allerdings sehr sehr kalorienreich. Trotzdem lebe ich irgendwie nach dem Motto: Ein Tag ohne Chapati, ist ein verlorener Tag. Gut kombiniert man das mit Bohnen oder Rührei. Ich mag es auch sehr gerne mit Avokadocreme.

* Das ugandische Radio ist furchtbar. Es besteht zu gefühlten 98% aus Werbuung. Weitere 1,5% aus Reden und eventuell andere 0,5% aus Musik. Natürlich alles auf der einheimischen Sprache und das immer in sehr lauter und aggressiver Stimmlage, was auf einer längeren Fahrt wirklich nervig werden kann!

* Schaut man sich auf den Straßen um trägt ungefähr jeder dritte Ugander (männlich) ein Werbe-T-Shirt, entweder von einer Handy-und Internetmarke, oder auch von einer humanitären Organisation.

* Schlangen habe ich noch nicht gesichtet, dafür sind mittlerweile schon die Geckos langweilig, weil es einfach überall tausende davon gibt. Selbst in den schönsten Größen und Farben.

* Die Taxifahrer, sei es für Fahrradbodas oder Motorradbodas sind zu 100% immer männlich. Hingegen sind die Verkäufer auf dem Markt immer die Marktfrauen.

* Ich bin mir absolut sicher, dass ich in diesen 10 Monaten in Uganda so oft „How are you“ oder „I am fine“ sagen werde, wie ich es nie wieder in meinem ganzen restlichen Leben tun werde.

* Definitiv ein Fakt: Ich hab nun meine kleine weiße Babykatze: Sie trägt den Namen Kazungu. Eine Kombination aus Muzungu und Katze. Sie ist mittlerweile sehr zutraulich und springt schon fast zu sehr um und auf mir herum. Das mit dem Hund Rocky kann noch zu einer Herausforderung werden. Er ist total auf sie fixiert.

* Neueste Entdeckung: Geht man in dörflichen Gegenden in ein Medical Center (zum Beispiel Busia!!) so darf man sich fast sicher sein, dass einem Malaria diagnostiziert wird, obwohl man es eigentlich gar nicht hat. Es ist zwar ziemlich nervig aber es sieht wohl so aus, dass man letztendlich immer in die Hauptstadt fahren muss um sicher zu gehen.

* Stromausfall ist absolut gar nichts gegen KEIN Wasser im Haus. Diese Erfahrung durften wir vor einigen Tagen machen. Natürlich kann man sich mit der Zeit mit Wasserkanistern organisieren. Es gibt jedoch Schöneres :-)

* Wir konnten zwar recht erfolgreich mit dem Chicken-Project starten, schließlich steht schon der Stall. Jedoch heißt es nun, dass wir einen ganzen Monat auf die Hühner warten müssen, weil sie noch zu jung sind. Vielleicht können wir auch woanders Hühner herbekommen, aber dann müssen wir erst wieder das Geld zurück bekommen (waren jedoch nur etwas über 15 Euro); trotzdem.

* Als ich in den vergangen zwei Tagen anscheinend Malaria hatte (ich hatte es nicht!) waren die Kollegen vom Roten Kreuz sehr sehr hilfsbereit. Zwei haben sogar in der Nacht, in der ich (unnötigerweise!!) im Medical Center bleiben musste, mit in meinem Zimmer geschlafen, damit mir nichts passieren kann und auch niemand meine Sachen stehlen kann, während ich schlafe.
Also meine Erkenntnis: Die Ugander sind absolut hilfsbereit auch in schwereren Situationen!

* Wenn ich zurück in Deutschland bin, weiß ich jetzt schon, dass ich es total vermissen werde, mich überall mit dem Motorrad- (oder auch mal mit dem Fahrradtaxi) hinfahren zu lassen. Ja, auch wenn es leider so gefährlich ist, vor allem in Kampala, ist es echt extrem. In Busia bin ich aber natürlich ganz sportlich selbst mit dem Fahrrad unterwegs.

* Will dir ein Ugander Zustimmung zeigen, so sagt er nicht 'Ja', sondern hebt kurz sein Kinn an, zieht die Augenbrauen hoch und gibt ein 'Ähh' von sich. Diese Art überträgt sich sehr schnell auf uns deutsche Freiwillige.

* Lebt man in einem Land wo die Umrechnung 500 Schilling = 14 Cent gilt, so beginnt man nach einer Weile sich über Beträge von 10 Cent oder weniger zu streiten. Vor allem in Situationen, in denen man Handeln sollte. Wieso sollte ich für ein Ei aber auch 12 Cent zahlen, wenn ich auch 9 Cent zahlen kann?!

* Wo wir schon einmal bei Eiern sind. Die ugandischen Eier sind viel viel leckerer als die deutschen Eier. Der Geschmack ist deutlich besser. Rührei zu machen, ist hier immer ein Genuss. Vor allem wenn man dieses zusammen mit Tomaten und green pepper frisch vom Markt zubereitet.

* Die Ugander hängen noch mehr am Handy, als die „Jugend meiner Zeit“. Hiervon sind vor allem die Leute im Alter von 20-50 Jahre schätzungsweise betroffen. „Wir“ sind dagegen harmlos.
Man fragt sich dann, was sie die ganze Zeit damit machen, denn meist sind ihre Handys sehr einfach bestückt. Die Ugander lieben ihre Handys!

* Denkt man über die Hauptberufsgruppen in Uganda nach, so komme ich zu folgenden:
→ Eigener Stand (Lebensmittel, Reparatur, Handy/Internet, Kleidung, Haushaltswaren)
→ Bodafahrer (Motorrad oder Fahrrad)
→ Matatufahrer (Großraumfahrer)
→ Kasierer im Matatu
→ Straßenverkäufer
→ Snackverkäufer an Fahrgäste im Matatu (organisiertes Unternehmen; mit Uniform!)
→ Besitzer eines Internetcáfes oder Copyshop
→ … mehr fällt mir jetzt nicht mehr ein

* Die Besitzer der Supermärkte sind fast ausschließlich Inder.

* Für schwarze Männer gibt es nichts Tolleres, als eine weiße Frau/ Freundin zu haben.
„This is so so so so amazing“

* In Kampala kann man sehr sehr.... sehr gut ausgehen!

So, das waren hier nun einmal ein paar Fakten. Auch wenn es einige sind spiegeln sie um Längen nicht die Eindrücke, die ich jeden Tag sammle. Es wäre auch unmöglich, alles niederzuschreiben.
Natürlich wird von Tag zu Tag vieles normaler und erscheint nicht mehr als besonders, trotzdem würde ich behaupten, dass man auch nach fast zwei Monaten, täglich neue Erkenntnisse hat. Vor allem was die kulturellen Unterschiede angeht, so ist mir bisher sicher einiges verborgen.


Hier seht ihr die bescheidene Gruppe des Red Cross, Busia Branch.

Neben mir Peter, dann Mukaya (Volunteers).
Am Schreibtisch: Sopahrt, der Branchmanager (BM)
links im Sessel: Dennis (Volunteer, auf der Suche nach bezahltem Job)
in der Tür: Lawrence: sehr vertrauensvoll (Volunteer, ebenso auf Jobsuche)

Das ist beim Freitagsmeeting, bei dem der Workplan für die nächste Woche erstellt wird.

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